Ich finde es sehr gut, dass das Thema offene Aufbahrung/Aufbahrung zuhause hier mal angesprochen wird. Unsere Familie hat diese erst letzten Monat durchgeführt, was den Wunsch des Verstorbenen erfüllte und sich für uns als Familie als äußerst positiv erwies.
Wir übernahmen das Waschen/Anziehen des Verstorbenen, der Bestatter sargte ihn ein (mit Kissen drunter – der Verstorbene lag nicht zu tief im Sarg!), und wir behielten ihn volle 3 Tage bis zur Beerdigung im eigenen Haus. Die Bestatter fanden diesen Wunsch zunächst sehr ungewöhnlich und waren nicht mit den Regelungen bekannt, da wir im Dorf anscheinend der erste Fall der letzten 10 Jahre waren, aber wir waren zuvor gut informiert und hatten die entsprechende Verordnung bei Hand. Auch die Bestatter sagten abschließend nach der Beerdigung, dass sie die Aufbahrung zuhause insgesamt als sehr positiv empfanden. Unsere Familie war sehr zufrieden, da 1) wir in dieser Zeit immer, wenn wir es wollten, zum Verstorbenen gehen konnten und auch Freunde und entferntere Familie die Möglichkeit gerne wahrnahmen, nochmals vom Verstorbenen in seinen Räumen in Ruhe Abschied zu nehmen; 2) da wir somit den Wunsch des Verstorbenen erfüllten; 3) da es uns räumlich und vom Wetter her problemlos möglich war. Der Verstorbenen war in seinem Schlafzimmer aufgebahrt und wir konnten problemlos im zweiten (geheizten) Schlafzimmer übernachten. Ich denke, die Geruchsentwicklung hängt ja (neben der körperlichen Verfassung) auch von den „äußeren Umständen“ (sprich Temperatur und Luftfeuchtigkeit) ab. In unserem Fall herrschte draußen bereits „Kühlschranktemperatur“ und wir hielten das Zimmer mit permanent gekipptem Fenster und ohne Heizung so kühl, wie es auch im Kühlraum gewesen wäre. Im Sommer bei 35°C und schwülem Wetter schreitet die Geruchsentwicklung sicher schneller voran und man muss sich in der Praxis dem Wetter anpassen. Unser Bestatter sagte einfach: Wenn es Ihnen auf irgendeine Weise unangenehm wird, rufen sie mich an und wir holen die Leiche baldmöglichst ab. Das war am Ende nicht nötig, aber gut zu wissen, dass man diese Möglichkeit hat. Entscheidend für den guten Verlauf war auch die offene Zusammenarbeit mit unserem Bestatter (Bestattungen Dorner im PLZ-Bereich 917… klare Empfehlung nach einigen Nieten in Nürnberg und München!). Normalerweise ist sowas in der Gemeinde geregelt, in der Stadt Nürnberg z.B. in der Verordnung über das Leichenwesen, die man sich online auch mal anschauen kann, um mal einen Eindruck zu bekommen.
Einen leichten Leichengeruch nimmt man je nach Nase sicher wahr, aber etwas natürliches Hydrolat einer aromatischen Pflanze in der Luft hilft wenn Besuch kommt, und es war doch sehr einfach auszuhalten. Der Körper ist nun einmal tot, und wenn man mit dem Tod (auch geruchlich) nichts am Hut haben will wird man sich sicher gegen eine Aufbahrung zuhause entscheiden. Die Geruchsentwicklung aus dem Magen fiel auch uns am dritten Tag auf, war aber insgesamt sehr wenig, da die Fenster permanent gekippt waren. Sehr schade, dass die Aufbahrung zuhause im Moment nicht mehr verbreitet ist, da dies ein sehr respektvoller Weg sein kann, vom Verstorbenen Abschied zu nehmen und den Abschied mit Liebe zu gestalten und somit auch besser anzunehmen.
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Von: Frau V
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